Die Kirche als Zufluchtsort

Stift Klosterneuburg, 16. November 2020 - Anlässlich der jährlichen Landesfeierlichkeiten am Festtag des niederösterreichischen Landespatrons, des heiligen Leopolds, zelebrierte Alois Schwarz, Bischof von St. Pölten, das Pontifikalamt in der Basilika des Stiftes Klosterneuburg. Aufgrund der Covid-19-Präventionsmaßnahmen wurde heuer nur eine schlichte Messe, in Anwesenheit von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH a.D.Erwin Pröll, stellvertretend für ganz Niederösterreich, gefeiert.
Feierlichkeiten in kleinstem Rahmen
"Lebensschutz
steht im Mittelpunkt unseres Glaubens. Daher haben wir heuer gemeinsam
mit der Stadtgemeinde im Sinne der Viruseindämmung auf sämtliche große
Feierlichkeiten
verzichtet", erklärt Augustiner-Chorherr Anton Höslinger zu Beginn der
Messe. Aus Sicherheitsgründen entfielen in diesem Jahr sowohl der
beliebte Jahrmarkt am Rathausplatz, das Fasslrutschen im Binderstadl
sowie die traditionelle Pressekonferenz. Die Feierlichkeiten
wurden auf die zwei wesentlichsten religiösen Aktivitäten konzentriert:
Zum einen auf die Verehrung der Schädelreliquie des heiligen Leopolds
beim Verduner Altar sowie auf das Pontifikalamt, das gemeinsam mit
Diozösanbischof Alois Schwarz als einfache Messe
in der Stiftskirche gefeiert wurde.
Zufluchtsort für Notleidende
Bischof
Alois ging in seiner Predigt auf den prägenden Einfluss des heiligen
Leopolds auf Land, Geschichte und Gesellschaft ein, den es heute erneut
zu entdecken und zu
verbreiten gilt. Er sprach vom Miteinander sowie von der Solidarität
und Aufmerksamkeit unter uns Menschen. Die Pfarren und alle jene
Mitbürger mit Aufmerksamkeit füreinander seien für ihn "Nahversorger für
die Seelen", betont Bischof Schwarz.
Der Bischof wies zudem auf die Kirche als "Zufluchtsort" hin und auf die geschichtliche Bedeutung des Begriffes "Leo", der für Kinder einen Ort im Spiel darstellt, "an dem einem niemand etwas tun kann". Die "Asylringe" an den Kathedralkirchen seien eben jene "Leos" gewesen, die notleidenden Personen Schutz boten. Der heilige Leopold, auf den dieser Begriff zurückzuführen sein könnte, böte somit einen "Schutzraum für Menschen, die Obdach für ihre Seelen suchen, die unterwegs sind, die in ihren Herzen heimatlos geworden sind", erklärt Schwarz.
Solidarität und soziale Verantwortung
Im Gespräch nach der Messe sprach
Stiftspfarrer und
Augustiner-Chorherr
Reinhard
Schandl darüber, dass in der christlichen Ethik die Solidarität
gegenüber jedem Menschen eine Verpflichtung darstellt. "Wir
Augustiner-Chorherren sind ein
Priesterorden und daher in erster Linie als Seelsorger bei den Menschen
vor Ort. Das Fundament dafür wird jedoch durch den Zusammenhalt und die
ehrenamtlichen Hilfen der Pfarrgemeinschaften gebildet. Sie sind die
eigentliche Seele des Pfarrlebens", so Schandl.
Gerade vor dem Hintergrund der Covid-19 Pandemie hat die Bedeutung der
seelischen, aber auch materiellen Fürsorge und Solidarität wieder
zugenommen.
Finanzielle Basis sozialer Fürsorge
Seit
über 900 Jahren bilden die Wirtschaftsbetriebe des durch den heiligen
Leopold gegründeten Stiftes Klosterneuburg die erforderliche finanzielle
Basis, um
die Vielzahl an religiösen, sozialen und kulturellen Aufgaben zu
erfüllen. Mit einem jährlichen Umsatz von rund 35 Millionen Euro wird
der Betrieb des Stiftes mit seinen 43 Chorherren und rund 200
Mitarbeitern finanziert. Das Stift sei somit ein seit Jahrhunderten
bestehender Arbeitgeber sowie lokaler und regionaler Auftraggeber für
viele Wirtschaftsbetriebe und sieht sich seit dessen Gründung klar dem
sozialen Auftrag verpflichtet.
Um seiner sozialen Verantwortung generationenübergreifend Ausdruck zu verleihen, hat sich das Stift Klosterneuburg im Jahr 2000 mit einem "Sozialstatut" freiwillig dazu verpflichtet, mindestens zehn Prozent des jährlichen Ertrages seiner Wirtschaftsbetriebe für soziale Zwecke aufzuwenden.
"Auf Basis unserer nachhaltig geführten Wirtschaftsbetriebe ist es uns heute möglich, rund eine Million Euro im Jahr gezielt für soziale Leistungen aufzuwenden, um damit notleidenden Menschen in unserem Wirkungsbereich rasch und unbürokratisch zur Seite zu stehen", erklärt Andreas Gahleitner, Wirtschaftsdirektor des Stiftes Klosterneuburg.
In einem "Wirkungsbericht", der unter www.stift-klosterneuburg.at einzusehen ist, gibt das Stift Klosterneuburg einen Überblick über sämtliche soziale Aktivitäten.