Nicht nur Menschen können anderen Artgenossen gegenüber Hilfsbereitschaft und Freigiebigkeit zeigen. Hunde spendieren ebenfalls Futter, wenn auch hauptsächlich Vierbeinern, die sie kennen. Eine neue Studie von VerhaltensbiologInnen des Messerli Forschungsinstitutes der Vetmeduni Vienna bestätigte nun dieses prosoziale Verhalten der Vierbeiner. Das für die Tiere wesentlich schwierigere Testverfahren bewies jedoch, dass sich der Testaufbau auf die Handlungen der Hunde auswirkt und sie schon die Anwesenheit eines Artgenossen spendabler macht. Fremden Hunden gegenüber blieben die prosozialen Vierbeiner trotzdem weniger generös. Die Studie wurde im Journal PLOS ONE veröffentlicht.
Lange Zeit galt Freigiebigkeit, selbst im Familienkreis, als
eindeutig menschliche Eigenschaft. Ratten, Schimpansen und andere Tiere
zeigen jedoch ähnliches Verhalten. Rachel Dale und Friederike Range vom
Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Vienna konnten schon zeigen,
dass auch Hunde Artgenossen "beschenken". Per Seilzug ließen sie im
Experiment anderen Tieren eine Belohnung zukommen, vor allem wenn sie
die anderen Hunde kannten.
Eine neue Studie des Forschungsteams nutzte nun ein schwierigeres
Testverfahren, um das prosoziale Verhalten von Hunden zu bestätigen. Es
zeigte sich, dass weiterhin vertraute Hunde bevorzugt werden. Der
komplexere Testaufbau beeinflusste jedoch die Bereitschaft Futter für
ein anderes Tier bereitzustellen. Es bestätigte sich, dass die
angewandte Methode das Ergebnis beeinflusst und viel mehr von sozialer
Nähe abhängt als angenommen.Erkennung von Gegenständen notwendig für Leckerli-SpendeAnstatt an einem Seil zu ziehen, mussten die Hunde in der aktuellen
Studie spezielle Gegenstände, sogenannte Spielmarken, erkennen, um eine
Freigabe von Futter für den anderen Hund auszulösen. "Wir testeten
diesmal nicht nur einen anderen Testaufbau, sondern auch gleich den
Schweregrad", erklärt Dale. "Die Hunde wurden dafür zuerst auf eine
Spielmarke trainiert, die Futter für sie selbst zur Verfügung gestellt
hat, dann auf zwei weitere, wobei eines davon eine Belohnung für einen
Partner auslöste, das andere nicht." In drei Testabläufen wurde
schließlich getestet, ob sich die Hunde auch in dieser komplexeren
Situation prosozial verhalten und einem Artgenossen im Testverlauf
Futter zur Verfügung stellen oder nicht. Dabei wurde weiter untersucht,
ob es für das Testtier einen Unterschied macht, ob der Partnerhund
bekannt oder unbekannt ist und ob eventuell allein die Anwesenheit des
Partnerhundes ausreicht, dass der Testhund spendabel ist, selbst wenn
der Partner keinen Zugang zu dem Futter hat.Müssen Hunde den Empfänger sehen, damit sie ihn belohnen?Die Testeinrichtung bestand aus zwei Testabteilen. In einer Kammer
wartete der Testhund auf einer genau festgelegten Position, bis die
ForscherInnen ein Brett mit den Spielmarken zeigten. Dann konnten sich
das Tier entscheiden ein Leckerli zu geben oder nicht. In der ersten
Testreihe war die zweite 'Partner'-Abteil mit einem bekannten oder
fremden Hund besetzt. Die Hunde konnten sich während des Tests sehen.
Beim zweiten Test blieb das Partnerabteil leer, aber der Hund war im
Versuchsraum anwesend. Im dritten Test waren die Testhunde schließlich
alleine im Testaufbau. Am Ende jeder Versuchsreihe konnten sich die
Testtiere, selber belohnen, indem sie nun die Spielmarke drücken
durften, die sie selbst belohnte. Damit wurde sichergestellt, dass die
Hunde noch motiviert und nicht gestresst waren und sich nicht von einem
fremden Hund ablenken ließen.Hunde auch in kniffligen Situationen spendabelTrotz der schwierigeren Vorgaben bestätigte sich das prosoziale
Verhalten der Tiere. Die Vorliebe das Leckerli eher einem bekannten Hund
zukommen zu lassen, zeigte sich wieder eindeutig. Fremde Hunde wurden
beinahe dreimal weniger oft belohnt. Der höhere Schwierigkeitsgrad
wirkte sich allerdings auf die generelle Häufigkeit der Futtergaben aus.
Dieser Einfluss konnte durch den Vergleich mit dem einfacheren
Seilzug-Test zum ersten Mal beim Hund gezeigt werden und bestätigt die
Ergebnisse ähnlicher Tests mit Kleinkindern und Schimpansen.Anwesenheit von Artgenossen bestärkt SpendierlauneEinen wesentlichen Unterschied fanden die VerhaltensbiologInnen außerdem
bei der Frage, ob die Anwesenheit eines Artgenossen wichtig für die
Motivation der Testhundes war. Selbst wenn ein zweiter Hund ganz einfach
nur im Raum und nicht direkt in dem Partnerabteil war, erhöhte das die
Motivation ein Leckerli zu geben. Waren die getesteten Hunde alleine,
sank die Zahl der Futtergaben.
Dieser Aspekt, der als Social Facilitation-Theorie bezeichnet wird, konnte in der ersten Studie noch nicht belegt werden. Die Theorie geht davon aus, dass es eher zu einer Leistung kommt, wenn Artgenossen anwesend sind. Bei einem schwierigeren Testverfahren scheint die Anwesenheit eines Artgenossen eine größere Rolle zu spielen. Auch in diesem Fall bevorzugten die Testhunde bekannte Tiere. "Der Unterschied war aber geringer als bei direktem Sichtverhältnis. Die Social Facilitation-Theorie sollte deshalb bei zukünftigen Studien und auch einfachen Tests noch mehr einbezogen und hinterfragt werden", so Range.Service:
Der Artikel "Task Differences and Prosociality; Investigating Pet Dogs' Prosocial Preferences in a Token Choice Paradigm" von Rachel Dale, Mylène Quervel-Chaumette, Ludwig Huber, Friederike Range und Sarah Marshall-Pescini wurde im Journal PLOS ONE veröffentlicht.
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0167750
doi: 10.1371/journal.pone.0167750Über das Messerli Forschungsinstitut
Das Messerli Forschungsinstitut wurde 2010 mit der Unterstützung der Messerli-Stiftung (Schweiz) unter Federführung der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien gegründet. Es widmet sich der Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung und ihrer Grundlagen in den Bereichen Ethik, vergleichende Medizin sowie Kognition und Verhalten von Tieren. Dabei zeichnet es sich durch einen breiten interdisziplinären Zugang (Biologie, Humanmedizin, Veterinärmedizin, Philosophie, Psychologie, Rechtswissenschaft) und eine starke internationale Ausrichtung aus. https://www.vetmeduni.ac.at/messerliÜber die Veterinärmedizinische Universität Wien
Dieser Aspekt, der als Social Facilitation-Theorie bezeichnet wird, konnte in der ersten Studie noch nicht belegt werden. Die Theorie geht davon aus, dass es eher zu einer Leistung kommt, wenn Artgenossen anwesend sind. Bei einem schwierigeren Testverfahren scheint die Anwesenheit eines Artgenossen eine größere Rolle zu spielen. Auch in diesem Fall bevorzugten die Testhunde bekannte Tiere. "Der Unterschied war aber geringer als bei direktem Sichtverhältnis. Die Social Facilitation-Theorie sollte deshalb bei zukünftigen Studien und auch einfachen Tests noch mehr einbezogen und hinterfragt werden", so Range.Service:
Der Artikel "Task Differences and Prosociality; Investigating Pet Dogs' Prosocial Preferences in a Token Choice Paradigm" von Rachel Dale, Mylène Quervel-Chaumette, Ludwig Huber, Friederike Range und Sarah Marshall-Pescini wurde im Journal PLOS ONE veröffentlicht.
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0167750
doi: 10.1371/journal.pone.0167750Über das Messerli Forschungsinstitut
Das Messerli Forschungsinstitut wurde 2010 mit der Unterstützung der Messerli-Stiftung (Schweiz) unter Federführung der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien und der Universität Wien gegründet. Es widmet sich der Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung und ihrer Grundlagen in den Bereichen Ethik, vergleichende Medizin sowie Kognition und Verhalten von Tieren. Dabei zeichnet es sich durch einen breiten interdisziplinären Zugang (Biologie, Humanmedizin, Veterinärmedizin, Philosophie, Psychologie, Rechtswissenschaft) und eine starke internationale Ausrichtung aus. https://www.vetmeduni.ac.at/messerliÜber die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine
der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und
Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den
Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung
und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni
Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300
Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf
Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei
Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und
Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni
Vienna. https://www.vetmeduni.ac.at