Für eine gelungene
Gedenkkultur ist es nicht nur wichtig, sich den Ereignissen an sich zu
widmen, sondern auch zu hinterfragen, wer ins Gedenken involviert ist.
Anspruch der VHS ist nicht, Veranstaltungen für Eliten durchzuführen,
sondern auch Zielgruppen anzusprechen, die die Wiener Volkshochschulen
in ihre vielfältigen Bildungsmaßnahmen bereits integriert hat:
Bildungsbenachteiligte Jugendliche wie wissbegierige Seniorinnen und
Senioren, oder auch an Kurzsprachkursen interessierte Wienerinnen und
Wiener. Ziel ist es, die Bedeutung dieser Umbruchs-Jahre möglichst
vielen in Wien lebenden Menschen näherzubringen. Jede Volkshochschule
nimmt daher zumindest eine Veranstaltung im breiten Rahmen dieses
Gedenkjahres in Angriff und thematisiert einen oder mehrere dieser
Umbrüche. "Nur wenn wir aus der Vergangenheit lernen, können wir an
einer guten Zukunft bauen", so Herbert Schweiger, Geschäftsführer der
Wiener Volkshochschulen. Die Veranstaltungsreihe versteht sich als
Beitrag zum offiziellen Gedenkjahr "Österreich100", das vom Präsidenten
des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen, Dr. Heinz Fischer, im
Auftrag der Republik koordiniert wird.
Prager Frühling in der VHS Floridsdorf, März 1938 in der Landstraße
Start
der VHS Reihe ist am 6. März in der VHS Simmering (11., Gottschalkgasse
10): Das für die österreichische Geschichte bedeutende Jahr 1918
bildete auch im Bereich der Kunst eine wesentliche Zäsur. Einflussreiche
Künstler wie Gustav Klimt, Egon Schiele oder Koloman Moser starben,
andere wie Oskar Kokoschka verlassen das Land. Der Eintritt für den
Vortrag um 18 Uhr ist wie auch bei allen anderen
Umbrüche-Veranstaltungen frei.
Anlässlich 80 Jahre "Anschluss" an
das Deutsche Reich beleuchtet "Verfolgung - Vertreibung - Vernichtung"
am 8. März in der VHS Landstraße (3., Hainburger Straße 29) die
Lebenssituation der jüdischen Bevölkerung ab März 1938 bis Kriegsende
1945, die von Arisierungen, Berufsverboten, Flucht und Deportationen in
Konzentrationslager geprägt war.
Zum 50. Mal jährt sich der
Prager Frühling 1968, der im Gegensatz etwa zum Ungarischen
Volksaufstand 1956 umfassende Reformen im sozialistischen System nach
sich zog, wie der Vortrag "Prager Frühling 1968" am 14. März in der VHS
Floridsdorf (21., Angerer Straße 14) um 19 Uhr zeigt.
80 Jahre nach dem "Anschluss": Zeitzeugengespräch mit Karl Pfeifer
Ebenfalls
am 14. März: Die Historikerin Barbara Dmytrasz spricht mit dem
Zeitzeugen Karl Pfeifer über seine Flucht 1938, als der Zehnjährige von
Baden bei Wien über Ungarn und Frankreich 1943 schließlich ohne seine
Familie in einen Kibbuz im britischen Mandatsgebiet Palästina gelangt.
"Karl Pfeifer - ein jüdischer Lebensweg" um 17 Uhr in der VHS Wiener
Urania (1., Uraniastraße 1) handelt von Vertreibung und einer Flucht,
die aber schließlich wieder in Österreich endet.
Am 19. März
führt die VHS Donaustadt (22., Bernoullistraße 1) von 18 bis 20 Uhr in
Strategien und Organisationsformen von Faschisten ein: Der Workshop
"Erlebniswelt Rechtsextremismus" arbeitet mit Text- und Bildbeispielen:
Wie auch in anderen Teilen Europas erstarken auch hierzulande rechte
Gruppierungen. Ihre spezifischen Codes und Symbole passen sie vor allem
für Jugendliche in Form von Mode, Party und Musik, aber auch
Demonstration und Konfrontation zu einer allumfassenden "Erlebniswelt"
an. Dabei bedienen sie sich der Neuen Medien, um rechtes Gedankengut und
NS-Devotionalien an ein junges Zielpublikum zu adressieren. Andere
Bewegungen wie die Identitären verschleiern ihre Ideologien und nutzen
Instrumente der eigentlich abgelehnten US-Massenkultur.
Weitere Informationen und das komplette Programm unter www.vhs.at/umbrueche