Ab sofort trägt der Gemeindebau in der Kaiser-Ebersdorfer-Straße
12-18 in Wien, Simmering den Namen des wertgeschätzten Obmanns und
Sprecher des Personenkomitees "Gerechtigkeit für die Opfer der
NS-Militärjustiz", Richard Wadani. Die offizielle Namensgebung fand
durch Vizebürgermeisterin, sowie Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin
Gaál, Bezirksvorsteher Thomas Steinhart und Gemeinderat Nikolaus Kunrath
statt.
"Niemals vergessen! - Diese historische Verantwortung
nimmt die Stadt Wien und Wiener Wohnen einmal mehr durch die Benennung
dieses Gemeindebaus nach Richard Wadani wahr. Richard Wadani's
unermüdlicher Kampf für Gerechtigkeit hat an Aktualität nichts verloren.
Es freut mich daher, dass seine Geschichte mit dem Richard-Wadani-Hof
für die Bewohner*innen der Stadt Wien gegenwärtig und sichtbar bleibt.
Die Stadt Wien steht für ein pluralistisches Weltbild und wird weder die
Gräuel der nationalsozialistischen Vergangenheit vergessen, noch
zukünftig totalitäre Radikalismen hinnehmen." so Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál.
Kämpfer für die Gerechtigkeit
Richard
Wadani wurde am 11. Oktober 1922 in Prag geboren und wuchs dort in
einer aus Österreich stammenden Familie auf. Er trat 1935 dem
Kommunistischen Jugendverband in der Tschechoslowakei bei.
1938
musste die Familie zurück nach Wien, ab 1939 diente er in der Wehrmacht.
Nach einem ersten Fluchtversuch 1942 gelang es ihm 1944 überzulaufen.
Das Ende des Krieges erlebte er als Mitglied einer tschechoslowakischen
Einheit der Alliierten in England.
Zurück in Wien arbeitete
Richard Wadani zunächst als Chauffeur, später als Sportlehrer und war
Bundestrainer im Österreichischen Volleyballverband. Nach der
Zerschlagung des "Prager Frühlings" trat er 1970 aus der Kommunistischen
Partei aus.
Rechte für Wehrmachtsdesserteure
Dass
es für die Desertion aus der Wehrmacht als widerständischen Akt kein
Verständnis in Österreich gab, erlebte er in all den Jahren hautnah.
Sein Engagement mündete 2002 in die Gründung des Personenkomitees
"Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz". Er kämpfte um
Anerkennung und Rehabilitation für oft auch als "Verräter" oder
"Feiglinge" denunzierte Kriegsdienstverweigerer und
Wehrmachtsdeserteure. Er war ein wichtiger Zeitzeuge und sprach als
solcher auch an Schulen
und Universitäten. 2009 beschloss der
österreichische Nationalrat die vollständige Rehabilitierung der Opfer
der NS-Militärjustiz. Mit seinen Mitstreiter*innen erreichte Wadani 2014
die Errichtung des Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz auf
dem Ballhausplatz.
Richard Wadani wurde unter anderem mit dem
Ehrenzeichen der Republik Österreich für Verdienste um die Befreiung
Österreichs ausgezeichnet und erhielt gemeinsam mit seiner Frau
Sieglinde den Menschenrechtspreis der Österreichischen Liga für
Menschenrechte.
Richard Wadani starb am 19. April 2020 in Wien.
"Es
ist mir eine Freude, dass der Gemeindebau nach dem österreichischen
Deserteur Richard Wadani benannt wird. Richard Wadani trug beträchtlich
dazu bei, dass der Nationalrat am 21. Oktober 2009 das "Aufhebungs-und
Rehabilitierungsgesetzes" beschlossen hat, welches alle Opfer des
NS-Militärjustiz rehabilitiert. Herr Wadani lebte bis zu seinem Tod
gemeinsam mit seiner Gattin Sieglinde Wadani in Simmering, welche noch
heute ihren Lebensmittelpunkt in unserem Bezirk hat." so Bezirksvorsteher Thomas Steinhart.
"Richard Wadani war immer ein Kämpfer auch nach dem Krieg für Gerechtigkeit und Solidarität für die Opfer der NS-Wehrmacht." so Gemeinderat Niki Kunrath.
Zum Richard-Wadani-Hof
Die
Wohnhausanlage in der Kaiser-Ebersdorfer-Straße 12-18 wurden zwischen
1979 und 1981 errichtet. Das Gebäude mit seinen fünf Stiegen, dass von
Architekt Walter Muchar entworfen wurde, umfasst insgesamt 45 Wohnungen
und vier Lokale. Die Wohnhausanlage besteht aus vier fünfgeschossigen
Häusern mit ausgebauten Dachgeschossen, die dem gekrümmten
Straßenverlauf und dem Geländeanstieg folgend geknickt und höhenversetzt
zueinander angelegt sind. Optisch zusammengehalten wird der
Häuserkomplex durch die farblich einheitlich gestaltete Sockelzone, die
sich über das gesamte Erdgeschoss erstreckt und zum Teil als
Geschäftszone ausgebildet ist.