Hamburg, Wien und Zürich treffen sich zum zweiten „Städte-Trialog“ in Wien
Bürgermeister Ludwig unterzeichnete mit seinen Amtskolleg*innen zweite "Gemeinsame Erklärung"
Am 12. und 13. Mai 2022 sind die Stadtpräsidentin von Zürich, Corine Mauch, und der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, in Wien zu Besuch, um gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Michael Ludwig den 2019 in Hamburg ins Leben gerufenen "Trialog" der drei Städte fortzusetzen und weiter zu vertiefen. Ebenso wie der erste Trialog mündete auch das diesjährige Zusammentreffen in einer "Gemeinsamen Erklärung", die von den drei Stadtoberhäuptern im Wiener Rathaus unterzeichnet worden ist. Im ersten Trialog nahmen die drei Metropolen auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen Bezug und vereinbarten eine verstärkte Kooperation in den Bereichen Smart City, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz, Innovation, Teilhabe und sozialen Zusammenhalt. Das diesjährige Treffen in Wien findet unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges und der Nachwirkungen der Corona-Pandemie statt. Die Arbeitsgespräche behandeln daher auch das Gesundheitswesen sowie die humanitäre Hilfe der Städte für die Ukraine.
"Unsere drei Städte leben eine sehr enge Kooperation in verschiedensten Bereichen wie Politik, Verwaltung und den Ressorts. Diese Zusammenarbeit wird nun durch eine weitere 'Gemeinsame Erklärung' verstärkt. Der Ukraine-Krieg und die Belastung durch die Corona-Krise, aber auch der Kampf gegen den Klimawandel stellen besonders Städte vor große Herausforderungen. Deshalb muss die Rolle der Städte in einem gemeinsamen Europa gestärkt werden, vor allem deswegen, weil immer mehr Menschen in den Städten leben. Doch es können unmöglich die Städte Europas alleine sein, die sämtliche Last allein tragen müssen. Europa ist in seiner Gesamtheit gefordert, Menschen zu helfen und sich vehement für Frieden einzusetzen", erklärte Wiens Bürgermeister Ludwig.
"In unseren Gesprächen wurde klar, dass unsere Städte vor sehr ähnlichen Herausforderungen wie knapp bemessener urbaner Wohnraum, Zunahme von Tropennächten oder die steigende Verkehrsbelastung stehen. Dank unseres Trialogs müssen wir aber nicht einzeln neue Lösungen finden, sondern profitieren gemeinsam von Ideen und Erfahrungen der Partnerstädte in Fragen wie öffentlicher Mobilität oder nachhaltiger Stadtentwicklung. Zusammen sind wir ein großes 'Städtelabor' mit drei Standorten", sagte Zürichs Stadtpräsidentin Mauch, die ihre beiden Kollegen zur Fortsetzung des Trialogs der drei Metropolen für das kommende Jahr nach Zürich einlud.
Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher: "Hamburg, Wien und Zürich sind starke Zentren für den Fortschritt in Europa. Im Rahmen des 2019 begonnenen Trialogs arbeiten wir zusammen in den Zukunftsthemen der großen Metropolen wie der Digitalisierung, dem Wohnungsbau und dem öffentlichen Nahverkehr. Wir wollen den Klimaschutz verbessern, bezahlbaren Wohnraum schaffen und die Mobilität in unseren Städten modernisieren. Der Austausch zwischen den Städten über ihre Strategien und erfolgreichen Projekte hilft uns, dafür die besten Lösungen zu finden."
Anlässlich des Besuchs haben sich Hamburgs Erster Bürgermeister Tschentscher und die Züricher Stadtpräsidentin Mauch heute, Donnerstag, in das Goldene Buch der Stadt Wien eingetragen.
Umfangreiches zweitägiges Arbeitsprogramm
Neben Arbeitsgesprächen umfasst das zweitägige Besuchsprogramm auch ein themenbezogenes Rahmenprogramm mit einem Besuch der aktuell größten U-Bahn-Baustelle Europas sowie der Seestadt Aspern. Immer mehr Menschen zieht es weltweit in die Städte. Der öffentliche Verkehr ist somit ein zentraler Schlüssel für mehr Klima- und Umweltschutz. Der U2xU5 Ausbau ist aktuell das größte Klimaschutzprojekt der Stadt Wien. Mit der neuen U5 und dem Ausbau der U2 wird die Kapazität des gesamten Öffentlichen Nahverkehrs enorm erhöht und Platz für zusätzlich 300 Millionen Fahrgäste geschaffen. Mit einer zukünftigen Gesamtkapazität von erstmals 1,3 Milliarden Fahrgästen können so ein Drittel mehr Menschen auf den öffentlichen Verkehr umsteigen und aktiv zur Senkung des CO2-Ausstoßes beitragen.
Darüber hinaus besuchen die Delegationen auch Wiens "smarten" Stadtteil Seestadt Aspern. Die Seestadt ist eines der größten Stadtentwicklungsvorhaben Europas und eines der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte Wiens in Punkto Lebensqualität, Wohnen, Nachhaltigkeit, Innovation und kooperatives Zusammenleben. Im Fokus des Besuchs in der Seestadt steht das Thema Energieversorgung. Sichere und nachhaltige Versorgung mit Energie ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen für Städte. Die Aspern Smart City Research GmbH & Co KG (ASCR), die in der Seestadt beheimatet ist, forscht mit Echtdaten aus dem Stadtentwicklungsgebiet an Lösungen für die Energiezukunft im urbanen Raum. 2013 von Siemens, Wien Energie, Wiener Netze sowie der Wien 3420 und der Wirtschaftsagentur Wien ins Leben gerufen, ist die ASCR Europas größtes und innovativstes Energieforschungsprojekt.
Langjährige Zusammenarbeit mit Hamburg und Zürich
Wien arbeitet mit Hamburg und Zürich schon seit vielen Jahren zusammen und tauscht sein kommunales Know-how mit diesen Städten in diversen Bereichen aus. So fand mit Hamburg zuletzt im März 2021 ein Erfahrungsaustausch zum Thema COVID-Teststrategie in Schulen und Kindergärten statt und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke war im Jahr 2020 mit einer Wirtschaftsdelegation in Hamburg, um die Kontakte im Wirtschaftsbereich zu vertiefen. Darüber hinaus besteht zwischen dem Hafen Wien und dem Hamburger Hafen eine langjährige Kooperation: Ein Großteil des Containerverkehrs zwischen Österreich und Hamburg wird über den Hafen Wien abgewickelt. Der Hafen Hamburg ist in Wien seit 1951 mit einer eigenen Repräsentanz vertreten.
Zwischen Wien und Zürich fand zuletzt im Vorjahr ein Erfahrungsaustausch zum Thema Hitzevermeidung in der Stadt statt. 2020 war eine Delegation aus Zürich unter Leitung von Stadtpräsidentin Corine Mauch zu einem Studienbesuch in Wien, der den Themen "Smart City Strategie", "Partizipation", "Stadtentwicklung" und "Kultur" gewidmet war. Im Zuge des Besuchs fand auch ein Treffen mit Bürgermeister Ludwig statt. Ebenso wie Wien positioniert sich Zürich aktiv als Smart City und verfügt wie Wien und Hamburg über eine eigene Smart City Strategie.
Die zweite "Gemeinsame Erklärung" im Wortlaut
In Fortführung ihrer ersten Gemeinsamen Erklärung, unterzeichnet am 11. Juni 2019 in Hamburg, kommen die Stadtregierungen von Hamburg, Wien und Zürich überein, ihren bestehenden Erfahrungsaustausch auf weitere Themenfelder auszuweiten.
- Immer mehr Menschen zieht es weltweit in die Städte. Der Ausbau des nachhaltigen öffentlichen Verkehrs ist ein zentraler Schlüssel für mehr Klima- und Umweltschutz. Gemeinsames Ziel aller drei Städte ist es, dass noch mehr Menschen auf den öffentlichen Personen-Nahverkehr umsteigen und so aktiv zur Senkung des CO2-Ausstoßes beitragen. Im Bereich der Stadtentwicklung beanspruchen Hamburg, Wien und Zürich eine Vorreiterrolle im Hinblick auf Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Innovation und kooperatives Zusammenleben.
- Der bisherige Fokus des gegenseitigen Austauschs (Smart City, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz und Innovation sowie Teilhabe und sozialer Zusammenhalt) wird daher erweitert und präzisiert durch die Themen urbane Mobilität und nachhaltige Stadtentwicklung.
- Darüber hinaus vereinbaren die drei Städte, ihre strategischen Ansätze und praktischen Erfahrungen in der Bewältigung der COVID-19-Pandemie im Sinne von "lessons learned" auszutauschen und gemeinsam zu bewerten mit dem Ziel, die Resilienz der drei Städte zu stärken.
- Die drei Stadtregierungen bekräftigen, dass über die gegenseitige Information und den Erfahrungsaustausch die nachhaltige Entwicklung der Städte im Sinne der "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung" der Vereinten Nationen beschleunigt wird, insbesondere die Ziele 11 "Nachhaltige Städte und Gemeinden" und 17 "Partnerschaften zur Erreichung der Ziele".
- Sie setzen sich dafür ein, dass weitere europäische Großstädte mit zusätzlicher Expertise diesem Beispiel folgen und gemäß den Entwicklungszielen der UN handeln.
Die Bürgermeister von Hamburg und Wien und die Stadtpräsidentin von Zürich bekennen sich zur pro-aktiven Umsetzung der genannten Ziele und werden relevante Organisationseinheiten und Institutionen ihrer Städte entsprechend einbinden. Sie vereinbaren, ihre Kräfte als Motoren der sozialen, kulturellen, technologischen und wirtschaftlichen Innovation weiterhin zu bündeln und ihren kontinuierlichen Erfahrungsaustausch zum allseitigen Vorteil zu intensivieren.