St. Pölten | Archäologie: Grabungsupdate aus dem Bischofsgarten
Seit Beginn der archäologischen Grabungen im Bischofsgarten hat sich einiges getan. Neben dem bemerkenswerten Arbeitsfortschritt kam es schon zu vielen interessanten Funden.
Als erste Etappe der Grabungsarbeiten wurde eine Fläche von ca. 900 m² in der Südostecke des Gartens geöffnet. Die Fläche entspricht ungefähr einem Fünftel der zu untersuchenden Gesamtfläche des Gartens. Die Arbeiten verlaufen dabei in bestem Einvernehmen zwischen der beauftragten Grabungsfirma Novetus, Dr. Krenn (Bundesdenkmalamt) und Dr. Risy (Stadtarchäologie St. Pölten). Um die Grabungsarbeiten so rasch und gründlich wie möglich durchzuführen, sind je nach Bedarf zwischen 10 und 16 Personen im Einsatz.
Erste barocke Spuren
Nach dem ersten maschinellen Humusabhub kamen Spuren der barocken Gartengestaltung in Form von geschwungenen Kieswegen und Pflanzgruben zum Vorschein sowie einige gemauerte Kanalstränge mit Ziegelgewölbe.
Im Osten zeigten sich bauliche Überreste, die teilweise mit dem hier gelegenen Wirtschaftshof des ehemaligen Klosters oder vielleicht auch mit einem Glashaus in Verbindung gebracht werden können.
Damit im späteren Verlauf die verschiedenen Etappen der Grabungen und die damit zugehörigen Funde genau zugeordnet werden können, werden die einzelnen Bauschritte von den Mitarbeiter:innen dokumentiert. Nach der Dokumentation der ersten baulichen Überreste gemäß den Vorgaben des Bundesdenkmalamtes konnte erneut mit dem Bagger abgetieft werden.
Weitere Erkenntnisse
An der Südseite der Grabungsfläche kamen weitere Mauerzüge – Bestandteil des vorbarocken Klosters – zu Tage sowie eine etwas jüngere, große ovale mit Schutt verfüllte Grube, bei der es sich wahrscheinlich um einen gemauerten Keller handelt.
"Flächig vorhanden war auf diesem Niveau eine Steinplanierung, die vom Abtrag der ehemaligen römischen Bebauung stammen dürfte. Darunter ist mit römischen Befunden zu rechnen", so Stadtarchäologe Dr. Ronald Risy.
Eine große Anzahl an Fundstücken
Die Grabungsarbeiten haben nicht nur Teile von ehemaligen Bauwerken offenbart, sondern auch eine Vielzahl an Fundstücken. Bisher konnten bereits 33 Kisten mit Keramik und Tierknochen geborgen werden, sowie knapp 400 Sonderfunde, darunter 154 Münzen – großteils römisch – Nadeln, Fibeln, aber auch Pfeil- und Geschoßspitzen, Musketenkugeln und Messer.
Funde mit kultureller Bedeutung
Der bisher viel zu Tage bringende archäologische Arbeitsprozess erfreute auch Bürgermeister Matthias Stadler bei einem Besuch der Grabungsstätte im Bischofsgarten. "Zu sehen, wie reibungslos die Grabungsarbeiten bisher verlaufen und welchen Mehrwert die Funde zur Vervollständigung der Stadtgeschichte St. Pöltens beitragen, ist bedeutend. Es war mir ein wichtiges Anliegen, ein Teil des kulturellen Erbe St. Pöltens zu sichern, bevor mit den Bauarbeiten für die Domgarage begonnen wird", erklärt Stadler.
Bauarbeiten an der Domgarage
Da die archäologischen Grabungen sowie die Fundsichtungen Zeit benötigen und die Arbeit mit größter Vorsicht und Sorgfalt durchgeführt wird, um die Fundstücke und das zu erforschende Areal nicht zu gefährden, werden die Arbeiten noch andauern.
Nach Beendigung der archäologischen Grabungen ist mit dem raschen Baubeginn der Tiefgarage unter dem Bischofsgarten zu rechnen. Die Fertigstellung soll bis Mitte 2025 erfolgen.