Der Kern der Diskussion: Bewusstseinsbildung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
Nach einem kurzen Eröffnungsstatement aller TeilnehmerInnen
wurden zwei Wege als die stärksten Hebel für die genannte
Problemstellung klar erkennbar: Bewusstseinsbildung und die Entwicklung
neuer Geschäftsmodelle. Die notwendige Veränderung, die durch die
Kooperation aller Parteien von Nöten sei, sei nur durch gegenseitiges
Verständnis, Wissen und Austausch möglich. Dabei sei es nicht nur
wichtig, in der Politik mehr Risikobereitschaft zu sehen, sondern auch
in der Wirtschaft.
Herr MMag. Josef Scheidl erzählt vom Wertewandel im eigenen
Betrieb und dem Potential neuer Geschäftsmodelle, auch innerhalb
bestehender Unternehmen. Mit Service- und Leasingangeboten bleiben
Produkte oft im Besitz der produzierenden Unternehmen, was zu einem
verantwortungsvollen Umgang und einer längeren Nutzungsdauer anregt. Der
Produzent ist Experte, was die Materialzusammensetzung und somit die
Reparierbarkeit und das Recycling der eigenen Produkte betrifft.
In der Realität muss man aufpassen, dass es in manchen
Fällen statt Recycling oder Upcycling nicht zu Downcycling kommt. Ein
Beispiel von Frau Dr. Josephine Müller aus dem Bereich Circular Economy
bei der voestalpine High Performance Metals Division zeigt, dass beim
Einsatz mancher Nebenprodukte als Zuschlagstoffe in der Baubranche auch
wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen. Sie sieht ein weitaus größeres
Potential für diese Materialien: "Die meisten unserer Nebenprodukte
werden bereits recycelt. Doch das sollte uns nicht davon abhalten,
sinnvolle(re) Kreisläufe zu bilden und wertvolle Metalle durch
innovative Prozesse wiederzugewinnen."
Aufholbedarf an beiden Fronten: Politische Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Realität
Gerade in der Abfallwirtschaft spielen die rechtlichen
Rahmenbedingungen wie Abfalldefinition und der Abfallbesitz eine
entscheidende Rolle und prädestinieren die Nachhaltigkeit massiver
Stoffströme. Johannes Schumich, Geocycle Manager Österreich bei der
Lafarge Zementwerke GmbH, teilt eine Anekdote: "Oft scheitert der
Einsatz von vielen Materialien an der Chemie." Geocycle Österreich ist
Teil der LafargeHolcim Gruppe und auf die energetische Verwertung von
Abfall spezialisiert, um sie der Zementproduktion als alternative
Energiequelle zuzuführen. "Die Zusammensetzung eines Materials kann
dessen Einsatz in unserem Werk verhindern. Ich würde mir in solchen
Fällen die Möglichkeit einer Ausnahmegenehmigung wünschen."
Stellvertretend für das Bundesministerium für Klimaschutz,
Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) räumte
Dipl. -Ing. Andreas Tschulik ein, dass es oft an klaren Forderungen aus
der Wirtschaft für Gesetzesnovellen fehlt. Maximilian Schlenk, NHP
Rechtsanwälte, schlägt vor, Initiativen aus der Wirtschaft durch einen
konstruktiven wie auch effizienten Austausch zu fördern.
Circular Brunch soll als regelmäßiges Event Einzug finden
Aus Sicht des Gastgebers und Veranstalters Cyrkl war der
Pilot dieses Eventformats mehr als erfolgreich. "Wir müssen abseits der
üblichen Wege gehen, um neue Möglichkeiten auf dem Weg zur
Kreislaufwirtschaft zu finden. Ein enger Austausch der Industrie mit den
unterschiedlichen Akteuren und Stakeholdern der Abfall- und
Entsorgungswirtschaft sind dafür essentiell.", zieht Marketplace
Managerin Felicitas Hammerschmied Fazit.
Die Bewusstseinsbildung in der Wirtschaft und das Aufzeigen
von Wert und Nachfrage bestimmter Materialien ist Kern des
Geschäftsmodells von Cyrkl. Regelmäßiger Diskurs regt zur Kooperation an
- ein wichtiges Element in der Entwicklung zur Kreislaufwirtschaft. Der
nächste Circular Brunch befindet sich schon in eifriger Planung und
soll regelmäßig als Treffpunkt für Vernetzung und Austausch stattfinden.
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Zu den DiskussionsteilnehmerInnen:
MMag. Josef Scheidl ist als Geschäftsführer der Brantner
Environment Group GmbH sowie der Brantner Österreich GmbH in der Abfall-
und Entsorgungswirtschaft tätig. Dr. Josephine Müller brachte einen
Einblick in die industrielle Seite der Abfallwirtschaft. Sie erarbeitet
bei der voestalpine High Performance Metals Division Strategien im
Bereich Circular Economy. Florian Huber, Mitarbeiter der Wiener
Magistratsabteilung 48 (Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und
Fuhrpark), war ebenfalls geladener Gast und brachte Themen wie
städtische Abfallverwertung und Rückstände aus der Müllverbrennung in
den Diskurs ein.
Die rechtliche Seite der Abfallwirtschaft wurde von Mag.
Maximilian Schlenk der NHP Rechtsanwälte vertreten, welcher sich u. A.
mit Umwelt- ,Abfall- und Betriebsanlagenrecht beschäftigt. Aus dem
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität,
Innovation und Technologie (BMK) nahm Dipl. -Ing. Andreas Tschulik teil.
Er befasst sich unter anderem mit dem Eco-Management und Audit Scheme
(EMAS), Umweltberichterstattung und der Corporate Sustainability
Reporting Directive. Zuletzt ergänzte Johannes Schumich, MSc., die
Runde. Er ist seit September als Geocycle Manager Österreich bei den
Lafarge Zementwerken beschäftigt und setzt sich mit der Beschaffung von
Ersatzbrennstoffen auseinander, um den CO2-Ausstoß der Zementproduktion
zu reduzieren.
Die Gastgeber des Cyrkl-Teams der deutschsprachigen Region
beteiligten sich organisatorisch als auch proaktiv an dem Event, wobei
Country Manager Dipl.-Ing. David Mattersdorfer an der Diskussion
teilnahm. Dipl.-Ing. Felicitas Hammerschmied, Marketplace Managerin,
leitete die Diskussion und ergänzte mit eigenen Inputs.