1. Circular Brunch: Wenn Politik, Abfallwirtschaft und Industrie am Weg zur Kreislaufwirtschaft arbeiten

21.12.2022
© Cyrkl
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Am 17.11.2022 fand in der Suite des "The Social Hub" der erste von Cyrkl initiierte 'Circular Brunch' statt. Die hochkarätige Runde war mit 6 VertreterInnen aus dem Bundesministerium, der Abfallwirtschaft und der Industrie besetzt. Ziel des Events war es, aus dem eigenen Problembereich auszubrechen und fokussiert an Lösungen zum Ankurbeln der österreichischen Kreislaufwirtschaft zu arbeiten.

Ein Kaffeekränzchen mit herausfordernder Aufgabenstellung

Mitte November lud das Startup Cyrkl zum ersten 'Circular Brunch' ein, einer interdisziplinären Vormittagsveranstaltung mit Diskussionsrunde zur Kreislaufwirtschaft. Im Zentrum stand die Frage, wie die Zirkularität in Österreich von aktuell 9,7% auf 15% in den nächsten drei Jahren angehoben werden kann. Cyrkl orientiert sich dabei an der Definition und den Zahlenwerten aus dem jährlich veröffentlichten Circular Gap Report. Dieser bemisst Zirkularität an dem Anteil des Rohstoffverbrauchs, der durch Sekundärrohstoffe gedeckt wird.

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Der Kern der Diskussion: Bewusstseinsbildung in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft

Nach einem kurzen Eröffnungsstatement aller TeilnehmerInnen wurden zwei Wege als die stärksten Hebel für die genannte Problemstellung klar erkennbar: Bewusstseinsbildung und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Die notwendige Veränderung, die durch die Kooperation aller Parteien von Nöten sei, sei nur durch gegenseitiges Verständnis, Wissen und Austausch möglich. Dabei sei es nicht nur wichtig, in der Politik mehr Risikobereitschaft zu sehen, sondern auch in der Wirtschaft.

Herr MMag. Josef Scheidl erzählt vom Wertewandel im eigenen Betrieb und dem Potential neuer Geschäftsmodelle, auch innerhalb bestehender Unternehmen. Mit Service- und Leasingangeboten bleiben Produkte oft im Besitz der produzierenden Unternehmen, was zu einem verantwortungsvollen Umgang und einer längeren Nutzungsdauer anregt. Der Produzent ist Experte, was die Materialzusammensetzung und somit die Reparierbarkeit und das Recycling der eigenen Produkte betrifft.

In der Realität muss man aufpassen, dass es in manchen Fällen statt Recycling oder Upcycling nicht zu Downcycling kommt. Ein Beispiel von Frau Dr. Josephine Müller aus dem Bereich Circular Economy bei der voestalpine High Performance Metals Division zeigt, dass beim Einsatz mancher Nebenprodukte als Zuschlagstoffe in der Baubranche auch wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen. Sie sieht ein weitaus größeres Potential für diese Materialien: "Die meisten unserer Nebenprodukte werden bereits recycelt. Doch das sollte uns nicht davon abhalten, sinnvolle(re) Kreisläufe zu bilden und wertvolle Metalle durch innovative Prozesse wiederzugewinnen."

Aufholbedarf an beiden Fronten: Politische Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Realität

Gerade in der Abfallwirtschaft spielen die rechtlichen Rahmenbedingungen wie Abfalldefinition und der Abfallbesitz eine entscheidende Rolle und prädestinieren die Nachhaltigkeit massiver Stoffströme. Johannes Schumich, Geocycle Manager Österreich bei der Lafarge Zementwerke GmbH, teilt eine Anekdote: "Oft scheitert der Einsatz von vielen Materialien an der Chemie." Geocycle Österreich ist Teil der LafargeHolcim Gruppe und auf die energetische Verwertung von Abfall spezialisiert, um sie der Zementproduktion als alternative Energiequelle zuzuführen. "Die Zusammensetzung eines Materials kann dessen Einsatz in unserem Werk verhindern. Ich würde mir in solchen Fällen die Möglichkeit einer Ausnahmegenehmigung wünschen."

Stellvertretend für das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) räumte Dipl. -Ing. Andreas Tschulik ein, dass es oft an klaren Forderungen aus der Wirtschaft für Gesetzesnovellen fehlt. Maximilian Schlenk, NHP Rechtsanwälte, schlägt vor, Initiativen aus der Wirtschaft durch einen konstruktiven wie auch effizienten Austausch zu fördern.

Circular Brunch soll als regelmäßiges Event Einzug finden

Aus Sicht des Gastgebers und Veranstalters Cyrkl war der Pilot dieses Eventformats mehr als erfolgreich. "Wir müssen abseits der üblichen Wege gehen, um neue Möglichkeiten auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft zu finden. Ein enger Austausch der Industrie mit den unterschiedlichen Akteuren und Stakeholdern der Abfall- und Entsorgungswirtschaft sind dafür essentiell.", zieht Marketplace Managerin Felicitas Hammerschmied Fazit.

Die Bewusstseinsbildung in der Wirtschaft und das Aufzeigen von Wert und Nachfrage bestimmter Materialien ist Kern des Geschäftsmodells von Cyrkl. Regelmäßiger Diskurs regt zur Kooperation an - ein wichtiges Element in der Entwicklung zur Kreislaufwirtschaft. Der nächste Circular Brunch befindet sich schon in eifriger Planung und soll regelmäßig als Treffpunkt für Vernetzung und Austausch stattfinden.

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Zu den DiskussionsteilnehmerInnen:

MMag. Josef Scheidl ist als Geschäftsführer der Brantner Environment Group GmbH sowie der Brantner Österreich GmbH in der Abfall- und Entsorgungswirtschaft tätig. Dr. Josephine Müller brachte einen Einblick in die industrielle Seite der Abfallwirtschaft. Sie erarbeitet bei der voestalpine High Performance Metals Division Strategien im Bereich Circular Economy. Florian Huber, Mitarbeiter der Wiener Magistratsabteilung 48 (Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark), war ebenfalls geladener Gast und brachte Themen wie städtische Abfallverwertung und Rückstände aus der Müllverbrennung in den Diskurs ein.

Die rechtliche Seite der Abfallwirtschaft wurde von Mag. Maximilian Schlenk der NHP Rechtsanwälte vertreten, welcher sich u. A. mit Umwelt- ,Abfall- und Betriebsanlagenrecht beschäftigt. Aus dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) nahm Dipl. -Ing. Andreas Tschulik teil. Er befasst sich unter anderem mit dem Eco-Management und Audit Scheme (EMAS), Umweltberichterstattung und der Corporate Sustainability Reporting Directive. Zuletzt ergänzte Johannes Schumich, MSc., die Runde. Er ist seit September als Geocycle Manager Österreich bei den Lafarge Zementwerken beschäftigt und setzt sich mit der Beschaffung von Ersatzbrennstoffen auseinander, um den CO2-Ausstoß der Zementproduktion zu reduzieren.

Die Gastgeber des Cyrkl-Teams der deutschsprachigen Region beteiligten sich organisatorisch als auch proaktiv an dem Event, wobei Country Manager Dipl.-Ing. David Mattersdorfer an der Diskussion teilnahm. Dipl.-Ing. Felicitas Hammerschmied, Marketplace Managerin, leitete die Diskussion und ergänzte mit eigenen Inputs.

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