Ein Königspaar mit Behinderungen am Opernball 2023

03.02.2023
©  Susanna Franner
© Susanna Franner

Am 16. Februar 2023 eröffnet wieder ein Debütantenpaar aus dem Verein "Ich bin O.K." den Opernball in der Wiener Staatsoper. Die beiden jungen Erwachsenen leben mit Dandy-Walker-Syndrom resp. Down-Syndrom und haben ihre Leidenschaft für den Tanz schon früh entdeckt.

Antonia Bögner wurde 1998 in Wien geboren, besuchte eine Wiener Mittelschule und nach einem Berufsvorbereitungslehrgang die "Inklusive Lehrredaktion" beim "Kurier". Seit 2014 macht sie Assistenz- und Bürotätigkeiten in diversen (kulturellen) Einrichtungen, seit 2022 ist sie bei "Ich bin O.K." Social-Media-Assistentin und macht bei der TV-Sendung "Na (ja) genau" den Videoschnitt.

Sie fotografiert und filmt gerne und tanzt seit 2010 bei "Ich bin O.K." mit. Nach einer Pause besucht sie seit 2019 wieder die O.K.-Tanzkurse, seit 2022 die Intensivklasse, aus der die Company-Produktionen besetzt werden.

Christoph Juresa wurde 1999 geboren, besuchte die Hans Radl Schule und die ITA, hat in diversen gastronomischen Betrieben im Service mitgearbeitet und macht seit 2021 eine Ausbildung im Einzelhandel.

Er hört gerne Musik und geht oft ins Kino. Er hat schon 2003 bei "Ich bin O.K." zu tanzen begonnen und ist unter anderem im Theater in der Josefstadt und im Akademietheater aufgetreten. Von 2006 bis 2013 hat er sich mehr fürs Reiten und Voltigieren interessiert. Seit 2013 besucht er wieder regelmäßig Kurse bei "Ich bin O.K.", derzeit sogar fünf Kurse in der Woche.

Gemeinsam sind sie ab März 2023 als Königspaar im Tanzstudio-Stück "Der goldene Faden" im Wiener Akzent zu sehen.

Der Kultur- und Bildungsverein "Ich bin O.K." wurde im Jahr 1979 gegründet und hat es sich seitdem zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Behinderung einen gleichberechtigten Stellenwert im kulturellen Leben zu ermöglichen, soziale Barrieren abzubauen und Sensibilität für eine inklusive Gesellschaft zu fördern.
Im "Ich bin O.K."-Tanzstudio werden wöchentlich 21 Kurse angeboten; alle zwei Jahre wird mit über 100 Mitgliedern eine große Bühnenproduktion erarbeitet.
2010 haben die künstlerischen Leiter, Hana Zanin Pauknerová und Attila Zanin, die Dance Company für Tänzer mit fortgeschrittenem Können gegründet; diese bringt ebenfalls alle zwei Jahre eine große Produktion heraus.
Darüber hinaus bietet "Ich bin O.K." für junge Menschen ab 20 Jahren, die mit einer Lernschwierigkeit leben, eine fundierte Ausbildung als Tänzer und Tanzassistent an.

O-Töne

Mit "Ballroom Dance"-Erfahrung am Opernball

Antonia Bögner und Christoph Juresa sind als Königin und König in der nächsten "Ich bin O.K."-Tanzstudio-Produktion "Der goldene Faden" besetzt. Zuvor sind sie im Eröffnungskomitee des Wiener Opernballs 2023.

"Ich wäre selbst nie auf die Idee gekommen", sagt Antonia Bögner (* 1998). Nie im Traum hätte sie daran gedacht, einmal den Opernball zu eröffnen. Dementsprechend aufgeregt ist sie schon jetzt. Vor dem Walzer hat sie keine Angst, aber die Choreografie möchte sie vor dem großen Tag noch gut üben.

Ihr Tanzpartner ist Christoph Juresa (* 1999). Er ist seit 2003 mit größter Freude und Einsatz bei "Ich bin O.K." dabei. 2021/22 spielte er den Zauberer in "Alice im Wünsche-Land". Auch ihm bereitet der Walzer keine Probleme, besucht er doch unter anderem den "Ballroom Dance"-Kurs bei "Ich bin O.K.".

Ab 21. März werden Antonia Bögner und Christoph Juresa als Königspaar in der "Ich bin O.K."-Tanzstudio-Produktion "Der goldene Faden" zu sehen sein. In dem ebenfalls sehr traditionsreichen Verein, der 2024 sein 45. Jubiläum feiern wird, werden wöchentlich 21 Kurse mit verschiedenen Schwerpunkten wie z.B. Standardtanz, Modern oder HipHop-Tanz für Menschen mit und ohne Behinderung angeboten. "Aus dem Tanzstudio entwuchs 2010 das Projekt einer Dance Company, bei dem fortgeschrittene Tänzer mit Down-Syndrom, mit internationalen Künstlern ohne Behinderung anspruchsvolle Choreografien und Tanztheaterstücke erarbeiten", erzählt Attila Zanin, der den Verein seit 2022 als Obmann leitet.

Den Verein "Ich bin O.K." verbindet eine lange Geschichte mit dem Wiener Opernball. Attila Zanin erzählt: "Schon 2001 beteiligte sich der Verein auf Einladung von Ioan Holender und Renato Zanella mit inklusiven Tanzperformances an der Eröffnungszeremonie. Und auch in den vergangenen Jahren war immer wieder ein Mitglied von 'Ich bin O.K.' Teil des Jungdamen- und Jungherrenkomitees."

Das Ziel von "Ich bin O.K." ist es, die Gesellschaft durch Tanz und Theater für die kulturelle Inklusion von Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren und Barrieren abzubauen.

ÜBER "ICH BIN O.K."

Der Kultur- und Bildungsverein "Ich bin O.K." wurde im Jahr 1979 von Dr. Katalin Zanin gründet und hat es sich seitdem zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Behinderung einen gleichberechtigten Stellenwert im kulturellen Leben zu ermöglichen, soziale Barrieren abzubauen und Sensibilität für eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Dass Menschen mit Behinderung einen begrenzten Zugang zu einem vielseitigen kulturellen Angebot und aktiver Partizipation an dessen Gestaltung haben, will der Verein so nicht hinnehmen.

Das "Ich bin O.K." Tanzstudio

Im "Ich bin O.K." Tanzstudio - mit aktuell über 110 Mitgliedern - werden an sechs Tagen die Woche 21 Kurse verschiedener Tanzrichtungen an. Darunter z.B. Modern Tanz, Hip Hop Tanz, Kindertanz, Gesellschaftstanz oder Bühnentanz.

In diesen Kursen arbeiten ausgebildete Choreografen und Tanzpädagogen gemeinsam mit Menschen mit und ohne Behinderung an der Weiterentwicklung künstlerischer Ausdrucksformen. Die Tänzer erlernen Techniken, die sie über das Semester weiter ausbauen können, erproben Choreografien, beteiligen sich an Aktivitäten, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und üben sich ebenso in freiem Tanz und Improvisation.

Die "Ich bin O.K." Dance Company

Zur weiteren Förderung individueller Fähigkeiten im künstlerischen Bereich haben Hana Zanin Pauknerová und Attila Zanin im Jahr 2010 zusätzlich die "Ich bin O.K." Dance Company gegründet. Tänzern mit fortgeschrittenem Können soll im Rahmen dieses Projektes die Chance gegeben werden, in Zusammenarbeit mit professionellen Künstlern an der Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten zu arbeiten. Durch ein intensives Training in kleinen Gruppen entstehen in der Dance Company anspruchsvolle Choreografien sowie abendfüllende Tanztheaterproduktionen.

Durch Kooperationen mit internationalen Choreografen, Dramaturgen und auch mit Künstlern ohne Behinderung werden in den von der Dance Company erarbeiteten Produktionen immer wieder neue Impulse gesetzt. heraus.


"Dance Assist" Ausbildung für Tänzer und Tanzassistenten mit Behinderung

Von September 2017 bis Oktober 2018 realisierte der Kultur- und Bildungsverein "Ich bin O.K." in Kooperation mit dem Sozialministerium eine fundierte Ausbildung für junge Menschen ab 20 Jahren, die mit einer Lernschwierigkeit leben.

Die zwölfmonatige Ausbildung beinhaltete theoretische Lehreinheiten, Trainings, Gastspiele, Auftritte und Tanz-Workshops, die von nationalen und internationalen Pädagogen, Fachexperten sowie Tänzern in den Bereichen zeitgenössischer Tanz, Hip Hop Tanz und B-Boying geleitet und begleitet wurden. In insgesamt 40 Unterrichtswochen wurden Inhalte aus Theorie und Praxis vermittelt, die den Teilnehmenden ermöglichen in einem breiten Tätigkeitsspektrum, vor allem aber in den Bereichen Tanz und Theater, einsetzbar zu sein.